Allgemein Wissenswertes über Tauben
Die Geschichte der Taube am Beispiel der Brieftaube
Der Ursprung der Beziehung zwischen Mensch und Taube geht weit in die Geschichte zurück. Man geht davon aus, daß unsere heutige Brieftaube von der sogenannten "Rottaube" abstammt. Mit der Zeit haben die Menschen durch verschiedene Zuchtmethoden eine Reihe von Rassen entstehen lassen.
Die Taube als Haustier wurde und wird auf unterschiedliche Weise genutzt. Schon bei den alten Ägyptern waren Tauben als Delikatesse sehr beliebt. Deshalb befinden sich noch heute in einigen Gebieten Ägyptens die ältesten und mit bis zu 20000 Tieren die größten Taubenschläge der Welt. Auch die Römer und der mittelalterliche Adel sahen Tauben gern auf ihrem Speiseplan.
In anderer Weise nützlich waren Tauben in früheren Zeiten, weil sie als Orientierungshilfe bei der Schifffahrt mitgeführt und zur Ortung der Küste verwendet wurden.
Von Homer ist überliefert, daß die griechischen Seefahrer von ihren Schiffen Tauben freiließen und aus deren Flugverhalten die Richtung des nächstgelegenen Landes oder der nächsten Insel erkennen konnten. Tauben waren also ein bedeutendes Hilfsmittel zur Erkundung der griechischen Inselwelt, der Grundpfeiler für die Seemacht des alten Athens.
Um seine Eroberungen in Gallien zu sichern ließ der römische Feldherr Julius Cäsar Botentauben einsetzen, welche ihm die Nachrichten über ausbrechende Unruhen überbrachten. So verschaffte er sich einen schnellen Kommunikationsweg, der es ihm ermöglichte, seine Legionen rechtzeitig in Marsch setzen zu können.
Als Überbringer von Botschaften – und damit als Brieftauben - wurden sie erstmals 5600 v. Chr. in Ägypten sowie im gesamten Altertum eingesetzt.
Bereits zu dieser Zeit zog der Mensch militärischen, politischen und wirtschaftlichen Nutzen aus dem Einsatz von Brieftauben. So wurde auch die Kunde von der Krönung des Pharao Ramses II (1324 - 1258 v. u. Z.) von ihnen verbreitet.
Auch andere große Herrscher machten sich die besondere Fähigkeit der Tauben zunutze. So richteten ägyptische Sultane im Mittelalter eine staatliche Taubenpost ein, in die alle Städte einbezogen waren. Dieses Nachrichtensystem bestand bis etwa 1500.
Auch der Kalif von Bagdad, Nur-Eddin (1146 - 1174), etablierte eine Brieftaubenpost, die aber bereits 100 Jahre später von den Mongolen bei der Zerstörung Bagdads im Jahre 1258 beendet wurde.
Im 12. und 13. Jahrhundert brachten die Kreuzritter neben vielen materiellen und kulturellen Schätzen und Gütern auch die Botentaube von ihren Beutezügen nach Palästina mit nach Europa.
Seither fand sie auch in unseren Breiten zunehmend Verwendung. Die schnelle Informationsübermittlung zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil zu nutzen, das gelang mit besonders durchschlagendem Erfolg den Rothschilds. Als Napoleon 1815 in der Schlacht von Waterloo seine vernichtende Niederlage erfuhr, wurde die Nachricht darüber per Botentauben nach London überbracht.
Den Informationsvorsprung nutzend erwarb das Haus Rothschild sofort die noch niedrig gehandelten englischen Staatspapiere und konnte damit den Grundstock für seinen späteren legendären Reichtum legen.
Wegen des Bedarfs an schneller und zuverlässiger Nachrichtenübermittlung, richtete das Antwerpener Handelsblatt ab 1848 regelmäßig verkehrende Taubenstafetten ein. Zwischen Paris, London, Madrid und Frankfurt sowie zwischen Brüssel, Berlin und Aachen entstanden Netzwerke, in denen die Brieftaube als Träger fungierte.
Immer wieder versuchte man durch den Einsatz der Taube als schnelle Nachrichtenüberbringerin, politischen und wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen.
In der Schweiz wurde 1878 sogar ein Armee-Brieftaubendienst gegründet. In einem dafür entwickelten Merkblatt wurde die Brieftaube bis vor kurzem als: "Selbstreproduzierender Kleinflugkörper auf biologischer Basis mit fest programmierter automatischer Rückkehr aus beliebigen Richtungen und Distanzen" beschrieben.
In einigen Ländern wie Frankreich, im ehemaligen Jugoslawien, in Italien, Portugal, Brasilien, Argentinien oder den USA werden Tauben heute noch als Schießobjekt verwendet.
Selbst der Taubenkot findet in manchen Ländern als hochwertiger Dung Anwendung. Eine regelrechte Taubendungwirtschaft wird heute noch in der Türkei und im Iran mit halbwilden Tauben betrieben. In Mitteleuropa wurde in früheren Zeiten Taubenkot sogar zur Verbesserung von saurem Bier und zur Herstellung einer Lauge, durch die die Brötchen locker und wohlschmeckend werden sollten, verwendet.
Auch heute beschränkt sich die Nutzung der Tauben keineswegs auf die beliebten Wettflüge oder Rassetauben-Ausstellungen. Die jüngste Entwicklung sich Tauben zunutze zu machen, stellt ihr Einsatz als Bioindikator dar. Eier der Stadttauben werden auf die unterschiedlichen, durch den Menschen in die Umwelt gebrachten chemischen Verbindungen untersucht, um so Aufschluß über bestehende Belastungen zu erlangen.
Eiablage/Brutzeit/Aufzucht
Unsere Rassetauben brüten in der Regel von Ende Februar bis Ende August. Danach sollten die Geschlechter getrennt werden (Tauber im Alttierschlag, Täubinnen in den Jungtierschlag) um den Tieren in und nach der Mauser Ruhe zu gönnen um die Ressourcen für das nächste Zuchtjahr wieder aufzufrischen.
Die Täubin legt zwei Eier. Das erste am späten Nachmittag. Danach setzt sie einen Tag aus. Das zweite Ei wird folglich am Nachmittag des übernächsten Tages gelegt. Das erste Ei sollte nach der Ablage entfernt werden und durch ein Kunstei (im Fachhandel erhältlich) ersetzt werden. Nach Ablage des zweiten Eies wird das erste wieder untergelegt und das Kunstei entfernt. Dies hat zur Folge, dass die Eier gleichmäßig bebrütet werden und das erste Jungtier aufgrund der früheren Ablage (und folglich früheren Bebrütung des Eies) nicht einen Tag früher schlüpft. Gerade in den ersten Tagen wachsen die Jungtiere sehr schnell. Dies hätte zur Folge, dass das erste Jungtier dem zweitabgelegten immer voraus wäre. Somit könnte es kümmern und eingehen.
Die Brutzeit der Taube beträgt i. d. R. 18 Tage, gerechnet ab der zweiten Eiablage.
Die Eier sollten etwa nach dem fünften Bruttag geschiert (mit der Taschenlampe durchleuchtet) werden. Ab diesem Zeitpunkt ist erkennbar, ob die Eier befruchtet sind oder nicht. Man erkennt dies an einem Spinnwebenartigen Blutgewebe, in dessen Mitte sich ein schwarzer Punkt befindet. Sollte eines nicht befruchtet sein, kann dies entfernt werden. Sollten beide nicht befruchtet sein, ist es vorteilhaft, erst noch einige Tage abzuwarten, damit sich die Täubin erst wieder von der Eiablage erholen kann. Wenn man die Eier zu früh entfernt kommt es nicht selten vor, dass das nächste Gelege wieder unbefruchtet ist.
Sollte trotz o. g. Tipps das zweite Gelege auch wieder nicht befruchtet sein, kann man diesem Paar erst einmal ein Gelege eines anderen Paares unterlegen. Nach Aufzucht dieser Jungtiere klappt es meistens bei der folgenden Brut mit der Befruchtung des eigenen Geleges.
Für die Eier des Gelegetausches sollten nur Eier verwendet werden, die zwei bis maximal drei Tage früher/später als die Eier des eigenen Geleges abgelegt wurden. Jünger sollten sie nicht sein, da es sonst sein kann, dass die Tauben nach ca. 20 Tagen das Gelege verlassen, weil sie denken, ihre Brut schlüpft nicht mehr. Sie sollten aber auch nicht älter sein, da sonst unter Umständen die Kropfmilch, mit denen die Elterntiere ihre Jungen die ersten Tage ammen, noch nicht gebildet ist.
Das Gelege wird von beiden Elterntieren bebrütet. Der Täuber brütet zwischen 10 Uhr vormittags und 17 Uhr nachmittags. Den Rest der Zeit brütet die Täubin. Ebenso sind beide Elterntiere für die Aufzucht der Jungen verantwortlich.
Ca. zwei bis drei Wochen nach dem Schlupf kann in der Nistzelle bereits wieder eine zweite Nistschale zur Verfügung gestellt werden. Diese sollte etwas erhöht aufgestellt werden, damit die Nestlinge nicht an diese herankommen. Den Elterntieren steht die Möglichkeit zur Verfügung, das nächste Gelege zu bebrüten, während die Jungen weitergeammt werden. Etwa fünf Wochen nach dem Schlupf können die Jungtiere selbst fressen und können im Jungtierstall untergebracht werden. In diesem können sie ungestört fressen und stören auch die Eltern nicht bei der Aufzucht der nächsten Brut.
Die ersten Tage nach dem Absetzen der Jungtiere sollte darauf geachtet werden, dass diese fressen und vor allem trinken. Es kann unter Umständen sein, dass ihnen erst der Tränker näher gebracht werden muss. Dazu nimmt man die Taube und hält ihren Schnabel in den Tränker. Wiederholt man diesen Vorgang ein- bis zweimal, können die Tauben dies in der Regel in Zukunft selbst.